Worum geht es wirklich?
Manchmal fühlt sich eine Diskussionsrunde weniger wie ein Austausch und mehr wie die Vorrunde zur Rhetorik-Meisterschaft an.
Da sitzen sie, die Koryphäen, die Experten, die mit der professionellen Überlegenheit jonglieren wie andere mit Kaffeetassen. Argumente fliegen wie wohlformulierte Pfeile durch den Raum. Jeder poliert den eigenen Standpunkt auf Hochglanz, denn schließlich geht es darum, der hellste Stern im Raum zu sein. Die »Schlacht« der Meinungen tobt, die Dezibel steigen, und irgendwo auf halber Strecke, zwischen These 7b und dem Konter-Argument zu Einwand 3c, taucht sie auf, diese kleine, nagende Frage: Worum geht es hier wirklich?
Genau dann, wenn die eigentliche Frage im rhetorischen Nebel zu verschwinden droht, ist vielleicht der richtige Zeitpunkt, um den Machtkämpfen den Stecker zu ziehen und etwas völlig Neues auszuprobieren: Einen Schwebedialog.
Der Schwebedialog ist ein Kommunikationsformat, bei dem Eitelkeiten keine Bühne bekommen. Hier geht es nicht darum, wer die stärksten Argumente hat, sondern darum, sichtbar zu machen, was unter der Oberfläche brodelt. Was braucht jede*r Einzelne im Raum? Welche Perspektive, welche Sorge, welche Idee schlummert da noch? Hier darf jede*r über sich, die eigenen Bedürfnisse, Anliegen und Realitäten sprechen.
Wenn wir verstehen, warum jemand eine bestimmte Position vertritt, können wir plötzlich ganz anders aufeinander zugehen. Denn die ehrlichste Antwort auf die Frage »Worum geht es wirklich?« finden wir höchstwahrscheinlich nicht im argumentativen Schönheitswettbewerb, sondern im gemeinsamen Erkunden dessen, was uns tatsächlich bewegt.