Bedienungshilfen

Das Bild zeigt eine schematische Illustration, die einem Planetensystem ähnelt. In der Mitte befindet sich ein großer Kreis mit dem Wort „BEDÜRFNISSE“. Um diesen Kreis herum sind kleinere Kreise mit den Beschriftungen „GEDANKEN“, „WERTE“, „GEFÜHLE“, „WIRKLICHKEITEN“, „WAHRHEITEN“, „AFFEKTE“, „REALITÄTEN“, „SELBSTBILDER“ und „FAKTEN“. Die Kreise sind durch gestrichelte Linien verbunden, die Bewegung und Beziehung zwischen den Begriffen symbolisieren. In der Mitte des Posters steht der Satz: „Unsere Kämpfe drehen sich nicht um Fakten, sondern um Bedürfnisse.“. Ganz unten befindet sich das Logo „Schwebedialog“.

Über Wahrheiten lässt sich bekanntlich streiten, über Bedürfnisse nicht.

Wenn uns etwas am Herzen liegt, greifen wir oft zu einem vertrauten Muster: Wir rüsten uns mit Argumenten, sammeln Fakten und stichhaltige »Beweise«, um Andersdenkende mit logischer Kraft auf unsere Seite zu ziehen. In Diskussionen erreichen wir damit meistens die, die inhaltlich ohnehin schon unserer Meinung sind und zu schätzen wissen, wenn jemand treffend formuliert, was sie selbst fühlen oder intuitiv wahrnehmen.

Und das ist gut so.

Diese Herangehensweise hat aber ihre Grenzen, besonders wenn wir auf Menschen treffen, die eine grundlegend andere Perspektive haben als wir.

Dafür gibt es einen guten Grund: Meinungen und unsere ganz persönlichen »Wahrheiten« nutzen wir oft (bewusst oder unbewusst), um andere im Sinne unserer eigenen Bedürfnisse zu beeinflussen. Wenn wir also wirklich ehrlich miteinander in Kontakt treten möchten, ist es hilfreich, mehr über die Bedürfnisse des Gegenübers - und auch unsere eigenen - zu erfahren.

Soweit, so klar. Doch die Sache hat einen Haken: Bedürfnisse sind nämlich einfach Bedürfnisse. Es gibt keine »besseren« oder »schlechteren« Bedürfnisse - genauso wenig wie es bessere oder schlechtere Pflanzen oder Lebewesen gibt. Ein echter Austausch über Bedürfnisse findet daher immer auf Augenhöhe statt. Das ist manchmal durchaus knifflig, denn es macht es deutlich schwieriger, jemanden mit ganz anderen Bedürfnissen abzuwerten oder vorschnell in eine Schublade zu stecken. Denn nicht jeder, der die Welt durch eine andere Brille betrachtet als wir, ist ungebildet, uninformiert, manipulierbar oder gar dumm.

Vielleicht muss es gar kein Widerspruch sein, klar und unmissverständlich für das einzustehen, was uns wichtig ist, selbstverständlich rote Linien zu ziehen, wenn wir unsere Grundwerte in Gefahr sehen, und uns dennoch auf eine ernst gemeinte Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen Andersdenkender einzulassen - ohne sie abzuwerten oder belehren zu wollen?

Es könnte sich durchaus lohnen, manchmal über die Grenzen der eigenen Echokammer hinauszuhorchen und ganz bewusst den ehrlichen Kontakt mit Menschen zu suchen, die andere Lebensrealitäten haben als wir. Denn um uns erfolgreich für die eigenen Bedürfnisse einzusetzen, kann es erstaunlich hilfreich sein, auch den Bedürfnissen Andersdenkender mit aufrichtigem Interesse und Respekt zu begegnen. Selbst dann, wenn wir uns inhaltlich überhaupt nicht einig sind.

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Neugierig, wie so ein Austausch funktionieren kann? Der Schwebedialog ist ein Kommunikationsformat, das genau hier ansetzt. Mehr Infos findest Du in unserem Buch: Schwebedialoge - Kommunizieren jenseits von Konsens und Lösung , erschienen bei BusinessVillage - Verlag für die Wirtschaft.