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Leseprobe
Rezension von Dr. Dr. med. Herbert Mück, Facharzt für Psychosomatische Medizin & Psychotherapie, Prävention & Gesundheitsförderung, Sportmedizin / Ernährungsmedizin / Tabakentwöhnung, Medizinjournalist:
Warum „keine Ahnung haben“ sehr hilfreich sein kann
Keine Frage: Der Titel „Schwebedialoge – Kommunizieren jenseits von Konsens und Lösung“ hat das Potenzial, neugierig zu machen. Zumal Britta Albegger und Geza Horvat versprechen, ein „neuartiges Kommunikationsformat“ vorzustellen.
Um das Geheimnis der Begriffsneuschöpfung direkt zu lüften: „Schwebedialoge“ haben nichts mit herkömmlichen Dialogen im Sinne eines normalen Gesprächs zu tun. Vielmehr geht es vor allem darum, sich seiner Bedürfnisse in Anwesenheit zugewandter, aber schweigender Zuhörer bewusst zu werden (Dialog = zwischen den Worten sein). Antworten, Bewertungen und Feedbacks sind ausdrücklich verboten!
Möglichst in Anwesenheit eines geschulten Moderators füllen die nacheinander Sprechenden zuerst drei Karten aus: 1. Eine Schwebebildkarte (mit aktuellen Herausforderungen), 2. Eine Bedürfniskarte und 3. Eine Energiekarte (auf der auch eine „wesentliche Frage“ notiert werden soll). Danach tragen die Teilnehmenden nacheinander die Inhalte ihrer Karten vor, ohne dass es zu einem Austausch über die Inhalte kommt. Die Autoren gehen davon aus, dass allein dieser Vorgang unbewusste kreative Vorgänge in Gang setzt, die über kurz oder lang das Leben der Teilnehmenden bereichern.
Nach Ansicht der Autoren soll das von ihnen konzipierte Kommunikationsformat ausdrücklich die in unserer Gesellschaft vorherrschenden „Problem-Lösungs-Gespräche“ sinnvoll ergänzen. Letztere wollen einen als unzureichend erlebten Ist-Zustand in einen besseren Soll-Zustand überführen. Sie sind zielorientiert und laufen Gefahr, unsere Wahrnehmung zu verengen.
Schwebedialoge beruhen laut Albegger und Horvat auf folgender grundlegender Einsicht: Menschen verhalten sich überwiegend bedürfnisgesteuert. Die entsprechenden Bedürfnisse und die damit verbundenen Gefühle werden uns aber nicht direkt bewusst. Sie benötigen eine verbale Kodierung in Form von Geschichten (Gedanken), die wir uns selbst oder anderen erzählen. An diese Geschichten (Gedanken) „glauben“ wir.
Konflikte entstehen, wenn sich Menschen zu einem Thema widersprechende Geschichten mitteilen und auf dem „Wahrheitsgehalt“ ihrer jeweiligen Geschichte beharren. Für solche Konflikte gibt es nur eine Lösung: Anzuerkennen, dass es eben nur Geschichten sind, die über die eigentliche Wirklichkeit keine Aussage erlauben. Denn Geschichten (Gedanken) dienen vor allem unserem Überleben in der Welt und nicht der Wahrheitsfindung.
Insofern räumen die Autoren aufrichtig ein, dass auch ihr Buch nur weitere Geschichten vorstellt, von deren Nutzen die Verfasser allerdings überzeugt sind. Als „kopfbefreiendes“ Mantra geben sie der Leserschaft mit „Bitte erlaube mir, mein Herz zu öffnen und keine Ahnung zu haben“.
Auf 195 angenehm zu lesenden und im Du-Stil gehaltenen Seiten beschreiben die Autoren nicht nur ihr Modell, sondern erläutern auch dessen wissenschaftliche und philosophische Grundlagen. Unter anderem geht es um unser Bewusstsein und wie wir innere Welten (willkürliche Entitäten) erschaffen und dies in einem Kosmos, wo alles sich ständig verändert und daher letztlich nichts „ist“.
Albegger und Horvat betonen ausdrücklich, dass sie nur ein Kommunikationsmodell und keine therapeutische Methode vorstellen wollen.
Fazit: Ein durchaus anregendes und hilfreiches Buch.